Balkanhalbinsel. 117
Unter den Nahrungsquellen ist in erster Linie die Landwirt-
schaft zu nennen. Freilich ist sie trotz des fruchtbaren Bodens und günstigen
Klimas infolge der langen Türkenwirtschaft arg vernachlässigt. Von Be-
deutnng für die Ausfuhr ist der Wein- und der Olivenbau in Griechen-
land, die Rosenzucht im Märitzatal, der Anbau von vorzüglichem
„türkischem" Tabak, der Getreidebau in Bulgarien und die Pflaumen-
zncht in Bosnien und Serbien. Ausgedehnt ist die Schafzucht (das Fleisch
der Schafe ist ein Hauptnahrungsmittel) und in Bosnien und Serbien,
begünstigt durch die großen Eichenwaldungen, die Schweinezucht. Die
Ziege ist in Griechenland, das wichtigste Haustier. — Die Erzeugnisse
des Gewerbefleißes sind unbedeutend, abgesehen von der Teppich-
Weberei. Seidenzucht und an den Küsten Griechenlands die Schwamm-
fischerei zählen zu den wichtigsten Erwerbsquellen. Den Binnenhandel
fördern die Bahnen zwischen Belgrad-Konstantinvpel und Belgrad-Saloniki.
Der Seehaudel liegt in der Türkei darnieder, während Griechenland darin
Fortschritte zeigt.
Vor allen andern Ländern Europas war die Halbinsel ihrer Lage ge-
maß am meisten den Einwirkungen des Orients ausgesetzt. Hier nahm die
europäische Kultur, angeregt von der des Morgenlandes, ihren Ausgang. Bald
ubertrafen die Hellenen an Ge
dankenklarheit und edlerem Ge-
schmack für Bau und Bildwerke
die Morgenländer. Todesmutig
wurde von den Griechen die junge
europäische Gesittung gegen den
Ansturm der Perser verteidigt. So
blühten Kunst und Wissenschaft
im Altertum in Griechenland
empor. Alte Baudenkmäler geben
noch heute Kunde von der Höhe
altgriechischer Kunst—im Mittel-
alter erlag die Halbinsel, der
morsche Rest des oströmischen
Reichs, dem Ansturm der Türken,
die 1453 Konstantinopel eroberten,
in den folgenden Jahrhunderten
tief nach Mitteleuropa vordrangen
und fast ganz Ungarn, Rumänien
und die Länder n. vom Schwarzen
Meer unterwarfen. Im l7.Jahr-
hundert bereits begannen die Verluste, die sich bis in die neueste Zeit derart
sortgesetzt haben, daß von dem einstmaligen großen Türkenreiche in Europa
nur noch wenig übrig geblieben ist.
Staaten und Trtskunde.
I. Die europäische Türkei, a) Unmittelbarer Besitz: 170000 qkm, <;
Mill. E., 36 auf 1 qkm, Despotie, beherrscht von einem Sultan.
G Konstantinopcl*) reizvoll auf 7 Hügeln an der gleichnamigen Meeres-
enge gelegen. Es ruft mit den Bauminseln, den die Häusermassen über-
ragenden Kuppeln und Minarets der Moscheen einen überwältigenden Ein-
druck hervor. Ein vortrefflicher Hafen, das „Goldene Horn", schneidet
flußartig tief ins Land ein. Konstantinopel ist ein wichtiger Seehandelsplatz
an der Eingangspforte des Morgenlandes. Von hervorragenden Bauten seien
genannt: die S o p h i enmo s ch ee, „die Hohe Pforte." d'. i. der Palast des
d. i. Konstantinsstadt, vergl. Adrianopel, Philip popel,
Sebastopel, Napoli, Tripoli.
Konstantinopel l: 180000.
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Extrahierte Personennamen: Philip_popel
Extrahierte Ortsnamen: Griechen- Bulgarien Bosnien Serbien Bosnien Serbien Griechenland Griechenlands Belgrad-Konstantinvpel Griechenland Europas Griechenland Konstantinopel Mitteleuropa Ungarn Europa Konstantinopel Napoli Tripoli Konstantinopel
Ostasien. 49
diesem Lande drangen 1644 die Mandschurei erobernd nach China vor und
unterwarfen das ganze Reich. Trotz zahlreicher Empörungen haben sie sich
immer als Herren des Landes zu behaupten gewußt, sind aber größtenteils
unter Einwirkung der chinesischen Kultur zu Chinesen geworden. Der Zopf
war ursprünglich ein Zeichen der Unterworfenen.
Das eigentliche China, fast 4 Mill. qkm, 3—400 Mill. E, a) Das
Land. Von allen Ländern des Riesenreichs berührt allein das eigentliche
China das Meer. Die Küste beschreibt einen halbkreisförmigen, feingegliederten
Bogen vom Golf von Tonking bis Korea. Der 8. und das Innere des
Landes sind überwiegend Gebirgsland, bestehend aus zahlreichen Ketten-
gebirgen und Hochflächen, die w. in das Hochland von Jnnerasien übergehen.
Der N. ist ein großes Tiefland um den Unterlauf der beiden Hauptströme.
Wichtige Pässe der Nordgrenze sind durch altes, starkes Mauerwerk ab-
gesperrt; hie und da erheben sich auf der Grenzlinie in ziemlichen Abständen
voneinander große viereckige Türme, der Überlieferung nach alles Neste eines
riesigen Grenzwalles, „der Großen Mauer", die vor mehr als 2000
Jahren ein chinesischer Kaiser als Schutz gegen die Tatarenhorden erbaut
haben soll.
Die Hauptflüsse des Landes sind der Hoängho (gelber Strom),
der seinen Namen von den großen Mengen gelber Löß erde trägt, die er
mit sich führt und weit bis ins Meer trägt (Gelbes Meer), und der
Jängtse. Der Hoängho wird seiner vielen Überschwemmungen wegen das
„Unglück Chinas" genannt. Südchina hat viele Seen.
Der Chinese sagt: „Den Hoängho kann man in 1000 Jahren nicht
reinigen" und wenn er etwas Unmögliches bezeichnen will: „Das wird ge-
schehen, wenn der Hoängho reines Wasser hat." Die Überschwemmungen
waren schon so ausgedehnt, daß der Fluß seinen Lauf verlegte. Zeige den
alten Lauf!
Das Klima Chinas ist sehr günstig. Zwar wehen im Winter von
den eiskalten Hochflächen Jnnerasiens rauhe Winde, die im N. Chinas trotz
der süditalienischen Breitenlage des Landes reichen Schneefall und Eisbildung
hervorrufen; aber im Sommer bringen die Monsune (S. 30) reichliche
Niederschläge bei tropischer Wärme, wodurch hauptsächlich die außerordentliche
Fruchtbarkeit des Landes bedingt wird. Weizen im N., Reis im S. sind
die Hauptfrüchte, außerdem baut man Tee und Baumwolle. China ist
die uralte Heimat der Seidenraupe. Auch die Fasane und Gold-
fische sind hier zu Hause. — Steinkohlenlager, die noch meist unbenutzt da-
liegen, und Porzellanerde sind die wichtigsten mineralischen Bodenschätze.
b)Die Bewohner sind die Chinesen. Ihre weizengelbe Haut-
färbe, das spärliche, straffe, schwarze Haar, die hervorstehenden Backenknochen,
die schiefen, geschlitzten Augen mit der Mongolenfalte kennzeichnen sie auf den
ersten _ Blick als Glied der mongolischen Rasse. Die Chinesen bilden das
zahlreichste Volk der Erde, fast */4 aller Bewohner der Erde. Im
chinesischen Tieflande, das etwa so groß wie das Deutsche Reich ist, wohnen
etwa 150 Mill. Die Dichtigkeit der Bevölkerung nötigt jährlich Tausende
zur Auswanderung. In Indien, Südafrika, Australien und den Küstenländern
des Großen Ozeans erscheinen die genügsamen, betriebsamen, aber unreinlichen
chinesischen „Kulis" als bedrohliche Mitbewerber der weißen Arbeiter.
Der Chinese ist ein unermüdlicher Arbeiter und schlauer Händler, zeigt
musterhafte Sparsamkeit und bewundernswerte Genügsamkeit. Alles Aus-
ländische betrachtet er indes mit großer Geringschätzung. Daher haben denn
Tromnau-Schlottmann, Schulerdkunde Ii. 4
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Extrahierte Personennamen: Südchina Hoängho
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien China China China Korea Chinas China Deutsche_Reich Indien Südafrika Australien
§ 47. Die Balkanhalbinsel. 107
besonders in Bulgarien wird Ackerbau getrieben, stattliche Laubwaldungen
dehnen sich weit aus, die Eiche herrscht vor, so daß stellenweise Schweine-
zucht getrieben wird. Auch Obst, besonders Pflaumen (Bosnien), wird
angebaut. Doch liegt die gesamte Bodenkultur infolge der Jahrhunderte
langen Mißwirtschaft der Türken sehr danieder. Von Haustieren wird
überwiegend das Schaf gezüchtet, welches ein Hauptnahrungsmittel der
Bevölkerung ist, und im Tal der Morawa das Schwein, weil die
großen Eichenwaldungen eine gute Mast liefern. Griechenland hat sich
im letzten Jahrhundert nach der Befreiung vom Türkenjoch bei seiner
tatkräftigen Bevölkerung bedeutend gehoben. Da das Innere wenig
Getreide, nur Öl, Wein und Trauben (Rosinen, Korinthen) hervorbringt,
haben die Griechen ihre alte Tätigkeit, den Handel, wieder aufgenommen.
4. Bevölkerung. Als Übergangsland von Asien nach Europa
ist die Balkanhalbinsel zu allen Zeiten der Schauplatz von heftigen,
andauernden Kämpfen gewesen. Im Altertum hatten die hochbegabten
Griechen den S. inne und behaupteten trotz ihrer Zersplitterung in
viele kleine Staaten die Herrschaft über das Mittelmeer. Sie gingen im
großen Römerreich auf. Dieses erlag im 15. Jahrhundert dem Ansturm
der mohammedanischen Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten
und die im N. ansässigen Bulgaren und Serben unterwarfen. Unter
der Türkenherrschaft ging die Kultur des Landes sehr zurück. Ihr
Vordringen nach Ungarn und bis Wien (1529 und 1683) war ein
Schrecken für ganz Europa. Doch wurden sie glücklich zurückgeschlagen
(Prinz Eugen von Savoyen) und verloren ein Gebiet nach dem andern.
In blutigem Kampfe (1821 — 29) riß sich Griechenland los.
Die jetzige Bevölkerung ist daher sehr gemischt. Im N. wohnen
Slawen, nämlich die Serben und Bulgaren, im W. die Albanesen, im
O. die Türken, zwischen ihnen und im ganzen S. die Griechen. Außer
den Türken, welche sich zur Religion des Mohammed oder dem Islam
bekennen, gehören alle andern Völker der griechisch-katholischen oder
orthodoxen Kirche an.
5. Staaten und Städte:
1. Tie Türkei.
Außer den Besitzungen im w. Asien und nw. Afrika umfaßt das
türkische Reich in Europa zwei Provinzen, Rumelien und Albanien, und
vier tributpflichtige Staaten, Bulgarien, Ostrumelien, Bosnien und Kreta.
Die unumschränkte Herrschaft des Sultans, der zugleich die höchste geist-
liche Macht in Händen hat, ist durch die fortwährende Geldnot und die
Bestechlichkeit der Beamten sehr behindert, er hat den Einflüssen mancher
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Extrahierte Personennamen: Morawa Eugen_von_Savoyen Eugen Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Bosnien Griechenland Asien Europa Altertum Ungarn Wien Europa Griechenland Asien Afrika Europa Albanien Bulgarien Ostrumelien Bosnien Kreta
24
§ 10. Vorderindien.
2. Klima, Flora und Fauna. Vorderindien, ebenso Hinter-
indien und die s. Inselwelt stehen unter dem Einfluß der Monsune,
welche in ersteren beiden infolge der sommerlichen Erhitzung Südasiens
sw. Richtung haben und im Sommer den Regen vom Indischen Ozean
ins Land bringen, während auf den Inseln durch die Erhitzung Australiens
nw. Winde im Winter herrschen.
Ganz Vorderindien, zumal Hindostan und die Insel Ceylon, ist
durch den Reichtum seiner Tier- und Pflanzenwelt ausgezeichnet. Hier
lebt der indische Elefant, der Tiger und die Riesenschlange, im Ganges
das Krokodil; hier ist Baumwolle, Zuckerrohr und Indigo heimisch, die
Banjane oder heilige Feige der Hindus bildet mit ihren aus den Ästen
senkrecht in den Boden wachsenden Luftwurzeln natürliche Tempelhallen;
das Hauptgetreide ist der Reis (wie im ganzen Monsun-Gürtel); an
der Malabar-Küste wächst der kletternde Pfefferstrauch, auf Ceylon der
beste Zimmetlorbeer nebst ganzen Wäldern von Kokospalmen; auf Ceylon
baut man jetzt auch ausgezeichneten Kaffee und am Himalaja Tee.
Die wichtigsten Produkte, welche ausgeführt werden, sind: Reis,
Baumwolle, Zuckerrohr, Mohn (Opium), Flachs (Jute), Indigo, Tee,
Kaffee, Gewürze.
3. Bevölkerung, geschichtliche und staatliche Verhält-
nisse. Von den 291 Millionen, welche die Halbinsel bewohnen, sind
57 Mill. Mohammedaner, so daß der König von England mehr moham-
medanische Untertanen hat als der türkische Sultan. Christen da-
gegen sind nur 2,3 Mill. Der weitaus größte Teil der Bewohner gehört
dem Volke der Hindus an, das die dreigeteilte Einheit der Götter
Brahma, Wischnu, Schiwa verehrt. Es ist in „Kasten" geteilt, die
mit größter Strenge voneinander getrennt gehalten werden: die vor-
nehmste ist die weiße der Brahminen oder Priester. Die Hindus sind
ein sanftes und friedfertiges Volk, fast ausschließlich von Ackerbau
lebend. Die gewaltigen Denkmäler, Tempel und Paläste, sowie die
Dichtungen der „Bedas" zeugen von ihrem Kunstsinn; sie haben auch
das System unfrer 10 Ziffern und das Schachspiel lerfunden. Sie
haben durch Unterwerfung der Dravidas, der dunklen Urbevölkerung
Indiens, sich zu Herren des Landes gemacht, jedoch nie an Eroberungen
über ihre Halbinsel hinaus gedacht; um so öfter freilich sind sie in
späteren Jahrhunderten die Beute fremder Eroberer geworden.
Die Mohammedaner eroberten seit dem 11. Jahrhundert Indien, die
Mongolen gründeten im 16. Jahrhundert das Reich des Großmoguls mit
der Hauptstadt Delhi. Seitdem der Portugiese Vasco (wasko) da
Gama 1498 den Seeweg um Afrika nach Indien fand, haben europäische
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Extrahierte Personennamen: Mohn Schiwa
Extrahierte Ortsnamen: Südasiens Australiens Ceylon Ceylon Ceylon England Wischnu Indiens Indien Afrika Indien
C. Südamerika.
225
c) Bodenerzeugnisse. In den nördlichen Andenländern ziehen tro-
pische Urwälder, in denen Palmen den Hauptbestandteil bilden, die Hänge
des Gebirges hoch hinauf Sehr zahlreich sind die immergrünen, lorbeer-
artigen Cinchonen oder Fieberrindenbäume sowie Kokasträucher. In Höhen
von etwa 3000 m, an der oberen Grenze des Gebirgswaldes, beginnt der
Gürtel der alpinen Sträucher und Stauden, dem sich noch die Region
des ewigen Schnees anschließt. Am Fuße der Anden gedeihen Kakao
(Ecuador ist neben Brasilien der bedeutendste Kakaoproduzent der Erde),
Kaffee, Tabak, Zuckerrohr und Kautschuk liefernde Pflanzen; die Hochflächen
eignen sich zum Ackerbau Mais, Kartoffeln2) und durch ihre weiten Gras-
flnren zur Viehzucht. Der mittlere Teil der Anden ist mit Ausnahme
der wohlbenetzten Ostseite waldarm, ja stellenweise Wüste (Atacäma). Das
gemäßigte Klima und die reichen Niederschläge des Südwestens gestatten
den Anbau von Weizen und von zahlreichen eingeführten Nutzpflanzen, Obst,
Futterkräutern, Gemüse.
An charakteristischen Tierformen besitzen die Andenländer das Lama,
das gleich dem ihm verwandten Kamel als Lasttier verwandt wird, den
Kondor und den Kolibri. Zahlreiche Haustiere wurden eingeführt; so hat
z. B. in Chile die Schafzucht große Bedeutung erlangt. An den Küsten und
auf den Küsteninseln leben zahlreiche Seevögel, deren Dünger im Laufe der
Jahrhunderte zu Schichten von oft 40 m Mächtigkeit angewachsen ist (Guano).
Das Vikuuja ist jetzt fast ausgerottet.
Wichtig sind die südamerikanischen Anden wegen ihres Mineralreichtums.
Der Bergbau auf Silber, Zinn, Kupfer, Gold, Salpeter (in der Atacäma-
Wüste), der auch die europäischen Ansiedler lockte, bildet wie im W Nord-
amerikas vor Bodenbau und Viehzucht die Grundlage für das Wirtschaft-
liche Leben der Bevölkerung und ließ die höchstgelegenen menschlichen Sied-
lnngen der Erde entstehen.
cl) Bewohner. Die ehemals unter spanischer Herrschaft stehenden Andenländer
führten zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gewaltsam ihre Loslösung vom
Mutterlands herbei. Aus dem spanischen Koloniallande bildeten sich Republiken,
in denen noch heute die spanische Sprache und die katholische Religion vorherrschen.
Unaufhörliche innere Kämpfe haben die Entwicklung der Staaten indes gehemmt;
nur Chile erfreut sich eines geordneten Staatswesens und eines blühenden Wirt-
schasts- und Geisteslebens. Die Bewohner sind teils Mischlinge, teils Weiße
(besonders Kreolen), teils Indianer. Die einstigen Jndianerkulturen sind nur
noch in Spuren erhalten.
6) Staaten und Siedlungen.
1. Chile [tsthtle] ist der südlichste und längste, dazu der bestregierte und mächtigste
Kordillerenstaat. Den Lebensnerv seines Wirtschaftslebens bildet der Bergbau auf
Salpeter und — jedoch in viel geringerem Maße — die Gewinnung von Kupfererzen.
Neben den Nachkommen der Spanier spielen die eingewanderten Deutschen, etwa
11000, die durch deutsche Schulen auch das Deutschtum ihrer Kinder bewahren,
1 Das Küstengebiet Colömbias ist wahrscheinlich die Heimat der Kokospalme.
2 Die Andenländer sind die Heimat der Kartoffel,
Lennarz, Erdkunde für Seminare. in
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fest au den Sitten und Gebräuchen, die er von seinen Vorsahren ererbt
hat, die schon seit Jahrhunderten auf den von Eichen umrauschten Höfen
wohnten. Während so der Bauer mit seiner Schotte verwachsen ist, kennt
der Städter oft nicht die Stätte seiner Gebnrt. Ihm fehlt das innige
Heimatgefühl und die Wertschätzung des eigenen Bodens. Der Bauern-
stand ist der älteste Stand, der kernigste und widerstandsfähigste Bestandteil
des Volkes. Der deutsche Bauer ist das Mark des deutschen Volkes; so
lange er stark, kräftig und wohlhabend bleibt, ist die Zukunft uusres Volkes
gesichert.
Die Beschäftigung der Bewohner Güterslohs.
Hier unterscheiden wir wiederum zwischen den Bewohnern der Stadt
und des Landes. Die Landbevölkerung der Stadt Gütersloh arbeitet in
Feld, Wiese und Wald. Düngen, Pflügen, Säen, Eggen, Pflanzen und
Ernten umschreibt einen großen Kreis ihrer Arbeit. Ans den Feldern zieht
der Landmann Roggen, Hafer, Kartoffeln, Rüben, Wurzeln, Klee, Kohl
und Runkeln. Roggen und Hafer sind Halmfrüchte oder Getreide,
Kartoffeln, Rüben und Wurzeln nennt man auch Wurzelfrüchte. Während
Getreide, Wurzelfrüchte und Kohl Menschen und Vieh zur Nahrung dienen,
pflanzt der Landmann Runkeln, weiße Rüben, Klee und Spergel für das
Vieh zum Füttern. Es sind Futtergewächse. Weil der Landmann das
Feld oder den Acker bebaut, sagt man, er treibt Ackerbau.
In den Ställen des Landmanns sind Pferde, Kühe, Schweine, Gänse,
Hühner und Tauben. Pferde und Kühe helfen ihm bei der Arbeit. Die
Kühe und die andern Tiere zieht der Landmann wegen' ihres großen
Nutzens. Was geben sie ihm? Damit der Bauer möglichst viel Ein-
nähme aus seinem Vieh bekommt, pflegt er es gut und zieht juuge Pferde,
Kühe, Schweine und Hühner auf. Wir sageu, er treibt Viehzucht.
Im Gemüsegarten neben dem Hause zieht der Landmann Salat,
Erbsen, Bohnen, Gurkeu, Kohlrabi, Spinat; im Obstgarten stehen Apfel-
bäume, Birnbäume, Pflaumenbäume und Kirschbäume. Der Landmann
benutzt den Garten zur Gemüsezucht und Obstzucht. Wir können dafür
auch Gartenbau sagen. Der Landmann treibt Ackerbau, Gartenbau und
Viehzucht. Man sagt dafür auch Landwirtschaft. Die Arten der Be-
schästignng sind abhängig von der Lage, der Bodenbeschassenheit, der Be-
Wässerung und den Witterungsverhältnissen. Während der Bauer au
nnsern Bächen Enten- und Gänsezucht treibt, auf den saftigen Wiesen viel
Heu gewinnt, darum viel Vieh halten kann und eine bedeutende Milch-
Wirtschaft hat, züchtet der Heidebauer mehr Schweine und Geflügel und
pflegt die Bienen. In unserm Stadtbezirk gibt es viele Leute, die sich mit
Landwirtschaft beschäftigen. Bei der letzten Berufs- und Betriebszählung
am 1. Dezember 1997 gab es 681 landwirtschaftliche Betriebe. Nach der
Viehzählung vom 1. Dezember 1911 gab es in Gütersloh: 669 Pferde,
2395 Rinder, 7313 Schweine, 43 Schafe.
Andre Leute, wie die Holz- oder Waldarbeiter, beschäftigen sich im
Walde. Die Holzfäller schlagen die Stämme nieder, die Holzschäler schälen
die Rinde ab, die Fuhrleute sahreu die Stämme zur Sägemühle,
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Pflanzen- und Tierleben. Bevölkerung.
7
in Europa mit mehr als 30° jährlicher Durchschnittswärme, der kälteste, mit
— 6°, liegt an der Mündung der Petschöra.
5. Pflanzen- und Ticrlcbcn. Den klimatischen Verhältnissen dieser war-
meren mittelmeerischen Zone entspricht die Pflanzenwelt; denn hier herrschen
die immergrünen Lanbhölzer vor, die vermöge ihrer derben Oberhant nach
den Monaten kräftigster Entwicklang die Zeit der Dürre zu ertragen im stände
sind, ohne zu viel vou ihrem Safte zu verlieren. Doch sind die prächtigen Süd-
früchte, wie Zitronen und Apfelsinen (d. h. Äpfel von China), erst durch die
Kultur verbreitet. Außer dem Ölbaume sind Lorbeer, Myrte, Cypresse, wild-
wachsender Oleander schon früh in diesem Gebiete heimisch geworden, in neuester
Zeit aber sind die amerikanischen Agaven (fälschlich Aloe genannt), Feigendisteln
(Kakteen) und der blaue Gummibaum hinzugekommen. — Das nicht mittel-
meerische Europa hat nur blattweclnelnde Laubhölzer, von denen die
Birke und der Vogelbeerbaum noch das Nordkap erreichen. — Auch unser Erdteil
hat jenseits des Polarkreises seine einförmige, trostlose Moossteppe, seine Tundra,
in der Torfmoose und Erdflechten (Renntiernahrung) vorwiegen, während die
Geröllhalden von ehemaligen Gletschern herrühren.
Die Tierwelt Europas stimmt zum größten Teil mit der des benachbarten
Asiens überein. So finden sich Gemse, Steinbock, Wisent (Auerochs) auch
im Kaukasus, das Elen in ganz N.-Asien. Sie werden in Europa geschont
gleich den übrigen wild lebenden Pflanzenfressern, wie Edelhirsch, Reh, Wild-
schwein. Wols und Bär sind in Britannien ausgerottet; im Deutschen Reiche
hanst letzterer auch uicht mehr, ersterer nur noch an der französischen und
russischen Grenze; sonst kommen sie aber in den meisten Ländern vor, am häufigsten
in Rußland. — Die Haustiere siudeu sich in den edelsten Rassen, im S.o.
auch der Büffel; auf den f. Halbinseln nebst S.-Frankreich blüht die Zucht der
Esel und der Maultiere, iu dem mäßig kalten n.-europäischen Klima die des
Hausrindes, der Pferde und der Schafe.
6. Bevölkerung.
a) Abstammung. Von den 365 Mill. Bewohnern*) sind der politischen
Bedeutung und Zahl nach die Germanen, Romanen und Slawen am
wichtigsten. Der ganze S.w. des Erdteils wird vorherrschend von Ro-
malten, 102 Mill., bewohnt; im Herbert Europas, wie auf seinen n. Halb-
inseln und Inseln haben fast ausschließlich die Germanen, 115 Mill.,
ihre Heimat gefunden. Der flache, gliederlose O. des Erdteils und seine
s.ö. Halbinseln sind meist den slawischen Stämmen, 110 Mill., zugefallen.
Nach den körperlichen Merkmalen gehören die meisten Europäer zu der
mittelländischen Rasse (sogenannte Kankasier), innerhalb deren die
Basken, wahrscheinlich die älteste Bevölkerung Europas, vereinsamt stehen,
die übrigen Europäer verteilen sich als Kalmücken, Türken, Finnen,
zu welchen letzteren auch die Magyaren (madjaren) gehören, ans die mon-
golenartigen Völker.
b) Religion. Nur gegen 13 Mill. sind Nichtchristen. Im S.w.
ist das römisch-katholische Bekenntnis mit etwa 160 Mill. das bei
weitem mächtigste; die Zahlen der auf dem kleinsten Gebiet (in der Mitte
*) S. Hirts Geographische Bildertafeln Iii, 1. Völkerkunde von Europa,
und Heft 2, S. 6 f. .
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Hirts
Extrahierte Ortsnamen: Europa China Europa Europas Asiens Kaukasus Europa Britannien Rußland Europas Europas Europa
Die Republik Frankreich. 21
und Gespinstpflanzen bestellt, eine mittlere, das Wein- uitd Jdbftland, und eine
südliche, die außer Wem Oliven und Südfrüchte reifen läßt. — Das Haupt-
getreibe ist der Weizen, der jedoch für den Bedarf nicht ausreicht und daher,
vornehmlich über Marseille, eingeführt wird. Von hervorragender Bedeutung
für die Ausfuhr ist unter den Naturerzeugnissen der Wein. _ (Nenne die 3 großen
Weingebiete Frankreichs!) Der Obst- und Gemüsebau leistet Vorzügliches, des-
gleichen die Blumenzucht. Für welche Gegenden Frankreichs sind Oliven und
Südfrüchte von großer Bedeutung? Holz muß eingeführt werden, da die Wälder
während der Revolution zur Tilgung der ungeheuren Staatsschuld stark ausge-
raubt wurdeu*). Die Viehzucht deckt den Bedarf an Fleisch nicht, daher Einfuhr
aus Holland, Deutschland und der Schweiz notwendig. Sehr reich ist das Land
an Hühnern und zahmen Kaninchen. Die Seefischerei bringt reichen
Gewinn, und von Bedeutung ist die Zucht der Seidenraupe (wo?). Der
Bergbau liefert Eisen und Steinkohlen; doch liegen die Eisengruben viel
weiter von den Kohlenlagern entfernt (Verteuerung der Metallwaren!) als in
England, und in Bezug auf Menge und Güte der gewonnenen Kohlen steht
Frankreich weit hinter Deutschland zurück. Salz liefern Bergbau und Meer.
Mineralquellen stnden sich in den Alpen, den Pyrenäen, den Vogesen und
iu der Auvergue. Frankreichs wirtschaftliche Bedeutung aber beruht auf seinem
Handel, nächst dem englischen und deutschen hier am großartigsten entfaltet, und
ans fem er hochentwickelten Industrie**). Diese nimmt ihren Platz gleich nach
der englischen ein und behauptet iu Bezug auf Schönheit und Geschmack den
ersten Rang***). Die Seidenindustrie (wo?) beherrscht den Weltmarkt und
erhält Zufuhr au Rohstoffen aus Italien, der Schweiz und aus China. Die
Baumwollenindustrie (wo?) wird nur von der englischen und deutschen über-
troffen. Auch Wollwareu-, Leiueu- und Spitzenfabrikation (wo?) haben
hervorragende Bedeutung. Unübertroffen ist das Kunstgewerbe der Hauptstadt
des Landes, und die sogenannten „Pariser Artikel" gehen durch die ganze Welt.
Den Mittelpunkt des Verkehrs bildet Paris; denn von diesem großen
Knotenpunkte strahlen nach allen Richtungen die Bahnen und Kanäle aus. Der
Landverkehr von England nach dem Mittelmeer und vom ö. Europa nach
Spanien ist zunächst aus die französischen Straßen angewiesen. Und so ist Frank-
reich trotz der ungeheuren Staatsschuld (pro Kopf fast 800 Mark) nicht nur
eines der blühendsten und reichsten Länder Europas 1'), souderu auch einer der
bedeutendsten Kulturstaaten der Gegenwart, sowie ein Industriestaat ersten
Ranges und neben Deutschland und Rußland die gewaltigste Militärmacht
Europas und der ganzen Erde.
5. Geschichte und Bevölkerung. Die Gallier, Frankreichs älteste Bewohner,
wurden von Julius Cäsar unterworfen und durch die zahlreich einwandernden
Römer, die ihnen ihr Recht, ihre Sitte und Sprache brachten, romanisiert;
aber auch nach dem Eindringen der an Zahl schwachen germanischen Stämme,
der Burgunden, Westgoten, Franken und Normannen, von denen die
*) Folgen der Waldentblötzung sind: Verheerende Überschwemmungen und Ver-
sandung der Flüsse.
*) 1894 kamen fast 50 "'0 der Ausfuhr auf gewerbliche Erzeugnifse (in Deutsch-
land fast 60).
***) Wie alle romanischen Völker haben die Franzosen einen hochentwickelten Sinn
für Formenschönheit und Zierlichkeit.
. t) Dazu ist das Vermögen — ganz im Gegensatz zu England und der Union —
ziemlich gleichmäßig verteilt.
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Marseille Frankreichs Frankreichs Holland Deutschland England Frankreich Deutschland Frankreichs Italien China Paris England Europa Spanien Frank- Europas Deutschland Europas Frankreichs Deutsch- England
Die Apenninen-Halbinsel oder Italien.
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Pflanzen sind Italien eigentümlich die schlanken, dunkelgrünen Cypressen, die
Pinien mit ihren schirmartigen Kronen, der unseren Weiden ähnelnde Ölbaum
und die stachlige Agave.
7. Die Bewohner Italiens, fast nur romanischer Abstammung,
bilden ein Volk von ausgeprägtester Eigenart, sprechen eine Sprache und
bekennen sich bis auf einen geringen Bruchteil zu einer Kirche, der römisch-
katholischen. Die Volksbildung ist viel geringer als in den germanischen
Staaten und nimmt nach S. hin ab.
Die wichtigste Erwerbsquelle ist die Landwirtschaft, die am sorgfäl-
tigsten in der lombardischen Ebene, lässiger in Mittel- und S.-Jtalien und am
sorglosesten auf den Inseln betrieben wird (Großgrundbesitz, Pächter). Das
Hauptgetreide ist der Mais; Reis gelangt zur Ausfuhr, während der Weizen-
bau deu Eigeubedars uoch nicht deckt. Olivenöl, Wein und Südfrüchte
werden gegeu gewerbliche Erzeugnisse ans England, Deutschland, Frankreich,
Österreich-Ungarn und der Schweiz umgetauscht.*) In der Gewinnung von
Rohseide nimmt Italien die erste Stelle in Europa ein. Die Geflügel-
zucht liefert Massen von Hühnern und Eiern, die Seefischerei neben
Fischen Schwämme und Korallen. — Der Schwefel Siciliens wird überallhin
versandt; der Marmor von Earrara gewinnt zusehends an Bedeutung.
Salz wird uach Skandinavien, Rußland und der Türkei ausgeführt. Eiseu
liefert vornehmlich Elba. Der Mangel von Rohstoffen, namentlich an Stein-
kohlen, ist mit die Ursache, daß die Industrie uoch wenig entwickelt ist. Be-
deutendes leistet die Seidenwirkerei (wo?) und Strohslechterei (wo?), und
die Gold-, Silber- und Glasarbeiten haben noch heute vorzüglichen Ruf. Wichtig
ist auch der Schiffbau. Der innere Handel belebt sich seit der Einigung Italiens
immer mehr (Grund?), und nachdem die Alpen dnrchtnnnelt sind, hat der Außen-
Handel auch dadurch eiuen bedeutenden Aufschwung ersahreu, daß sich der Verkehr
Europas nach dem S. und dem fernen O. immer mehr den italienischen Häfen
zuwendet. (Renne die wichtigsten Binnen- und See-Handelsplätze!) Die poli-
tische Machtstellung Italiens endlich hat durch desseu Anschluß an den Dreibund
wesentlich an Bedeutung gewonnen, und so sind Fortschritte auf allen Gebieten
ganz unverkennbar vorhanden.
8. Staaten und staatliche Einteilung. Nach der Zertrümmerung
des Römerreiches war Italien Jahrhunderte hindurch der Zankapfel fremder
Völker und spaltete sich in viele Gebiete, aber seit 1859 hat sich, größten-
teils mit fremder Hilfe, vom Königreich Sardinien ans seine Einigung
vollzogen, die das heutige Königreich Italien schuf. Dieses umfaßt
nahezu die ganze Halbinsel. — Zwischen dem 12. und 13. Meridian, ziemlich
gleichweit von Ron: und Venedig, ist in den Apeninnen die kleine selb-
ständige Republik San Marino entstanden. Der Vatikan ist dem Papst
geblieben.
Gieb nach der Karte an, welche der genannten Städte liegen:
A. In N.-Jtalien und zwar
a) in Piemont, d. i. in dem Quellgebiet des Po!
b) „ Lignrien, der Landschaft am Nordufer des Ligurischen Meeres!
c) „ der Lombardei, die zwischen Tessin, Po und Mincio sich ausbreitet!
*) 52 % der Ausfuhr sind Rohstoffe.
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Extrahierte Personennamen: Earrara Ron
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Italiens England Deutschland Frankreich Italien Europa Skandinavien Elba Europas Italiens Italien Sardinien Italien Venedig Republik_San_Marino N.-Jtalien Ligurischen_Meeres
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Grasreiche Weiden nhrten Rinder, Pferde und mancherlei Kleinvieh; Viehbesitz war des Deutschen einziger und liebster Reichtum. Die gewhn-liche Ackerfrucht war Hafer; auch Gerste, Roggen und Weizen wurden gebaut, sowie Rben, Rettiche und Flachs gezogen; edle Obstarten fehlen noch.
Die hufigen Gelage (mit Bier und Met) waren verbunden mit Gesang, Schwerttanz und Beratung gemeinsamer Angelegenheiten. Städte gab es nicht im Lande, denn so enges Zusammenwohnen widerstrebte dem Volke; es lebte auf zerstreut liegenden Hfen und in Drfern. Die Huser waren roh aus unbehauenen Baumstmmen aufgefhrt und mit Schindeln oder Stroh gedeckt.
Von hohem Werte sind die Berichte, welche zwei der grten Meister der Geschichtschreibung, die Rmer Csar (um 50 v. Chr.) und Tacitus (um 100 n. Chr.), von den Zu-stnden des deutschen Volkes erstatten, als es zuerst in die Weltgeschichte eintritt.
4. Staats- und Kriegswesen. Die alten Germanen waren ein Volk der Freien; ausgedehnt war die Selbstndigkeit und das Recht der einzelnen Volksgenossen, die Freiheit ein germanisches Gut". Nebenden Gemeinfreien gab es Edelinge (Adel), die durch altberhmtes Geschlecht und Reichtum hervorragten, aber keinen bevorrechteten Stand bildeten. Recht-los waren die U n s r e i e n, meist Kriegsgefangene, die als (leibeigene) Knechte einem Herrn dienten. Aus der Vereinigung mehrerer benachbarten Familien entstand eine Gemeinde; mehrere Gemeinden bildeten einen Gau. Gemein-same Angelegenheiten beriet und entschied die Volksgemeinde, zu der alle Freien zu bestimmten Zeiten, bei Neumond oder Vollmond, im Waffen-schmuck zusammentraten. An der Spitze der Gaue standen die Fürsten (Vorsteher), die aus den angesehensten und erfahrensten Mnnern gewhlt wurden. Fr den Krieg wurde der tapferste der Fürsten zum Heerfhrer oder Herzog erhoben. Bei einigen Stmmen gab es auch Könige, die aus den durch groen Grundbesitz und alten Heldenruhm hervorragenden Geschlechtern erkoren wurden. An einem allgemeinen Kriege mute jeder wehrfhige freie Mann teilnehmen; das Aufgebot aller Wehrhaften hie Heerbann. Auf einzelnen Waffenfahrten begleitete den Huptling ein Gefolge von Jnglingen, die durch ein enges Band der Treue auf Tod und Leben mit ihm vereinigt waren. V
5. Religion. Der Gtterglaube der Germanen ging von der Natur-betrachtnng aus.
Als hchster Gott wurde der Wind- und Sturmgott Wuotan oder Wodan (Odin) verehrt, der Gott der alldurchdringenden Luft, der Allvater und Weltlenker, der jeglichen Segen spendet und namentlich das hchste der Gter, den Sieg in der Schlacht, verleiht. Er thront in Walhall auf goldenem Hochsitz; zwei Raben auf seinen Achseln flstern ihm Kunde vom
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TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]